von commander_keen » So 14. Apr 2024, 21:53
Richtig, für die Lithium-Ionen Zellen in Smartphone, Laptop und Co. ist im Prinzip halb voll pendelnd der beste Zustand. In Der Praxis hätte man dann ja etwas arg wenig vom Akku. ;-) 20-80% Nutzung ist daher im Prinzip nur ein "Kompromiss", aber ein echt guter, da es den Verschleiß extrem reduziert und die Lebensdauer von rund anderthalb Jahren (bei täglicher Komplett(ent)ladung) auf gut und gerne 5 Jahre oder mehr streckt. (interessanterweise scheinen LTO-Zellen viel weniger Probleme mit kompletter Entladung zu haben)
Bei Blei-Akkus gilt das leider nicht. Im Prinzip ist es nicht sooo schlimm, wenn sie nicht voll geladen sind. Am schädlichsten ist tiefe Entladung über lange Zeit. Aber grundsätzlich fangen sie schon bei weniger als 12,4V an, Bleisulfatkristalle wachsen zu lassen. Werden die Kristalle durch zu lange Standzeit zu groß, lösen sie sich beim Laden nicht mehr auf und die Kapazität sinkt.
Hinzu kommt, dass die Bleisulfatkristalle viel kleiner sind, wenn der Entladestrom hoch ist (bspw. Anlasser), aber bei schleichender Entladung im Stand und Selbstentladung ist das nicht der Fall. => Beste Wachstumsbedingungen für größere Kristalle (schädlich).
Daher gilt es, präventiv die Bildung der Bleisulfatkristalle weitgehend vermeiden. Da kleine Kristalle mit der Zeit zu großen heranwachsen, sollte man ab und zu möglichst alles Bleisulfat in Bleidioxid und Blei umwandeln. Dies erreicht man durch simple Vollladung(!) des Akkus. (im GEgensatz zu Li-Ion mögen es Bleiakkus, voll geladen zu sein, weil dann alles chemisch wieder sauber aufgeteilt ist und nicht Bleisulfat in Form von Kristallen wächst)
Erschwerend kommt hinzu: Im Auto erreichen Bleiakkus vor allem im Winter so gut wie nie den Zustand, dass sie voll geladen sind, da bei kalten Temperaturen eine erhöhte Ladeschlussspannung notwendig ist, aber die Bordnetzspannung bei den meisten Autos zu niedrig ist, als dass der Akku voll geladen würde, damit im Sommer möglichst nicht überladen wird. (mag bei modernen Autos mit BMS und Temperaturregelung anders sein)
Im Sommer sieht's zwar besser aus, aber die Fahrzeit ist meistens schlicht und ergreifend zu kurz, um 100% Ladung zu erreichen. Die fehlenden paar Prozent zur Vollladung sind dann genau die kleinen Sulfatkristalle, die ungestört immer weiter wachsen, weil sie nie zurückgebildet werden, und so die Kapazität verringern. Zuerst werden ja aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit beim Laden immer die kleinsten Kristalle zurückgebildet und zuletzt die größeren, wodurch immer die gleichen Kristalle nicht mehr zurückgebildet werden und so weiterwachsen können, bis sie endgültig zu groß geworden sind.
Hinzu kommt im Stillstand Säureschichtung in den klassischen Nasszellen, die sich bei verschlossenen Batterien, wie sie heute üblich sind, am besten mit leichter Gasung wieder durchmischen lässt. Aber auch dafür braucht man eine erhöhte Ladespannung...
Kurzum: Wir brauchen für erhöhte Akkulebensdauer im GE mehr Spannung. (noch besser fahren natürlich Leute mit Steckdose, die regelmäßig vollknacken können), v.a. weil wir es bei modernen Blei-Kalzium-Akkus schon nicht mal mehr im Sommer auf Vollladung bringen. Das o.g. Szenario ist daher für unsere alten Kisten inzwischen verschärft.
Hinzu kommt, dass ein vollerer Akku länger über 12,4V bleibt, wenn die Karre steht...
- "A lot of people couldn't tell you what a 626 looks like, but when they see it they think it looks smart."