von Kampfkuchen » Fr 29. Jul 2022, 15:50
Man verwendet so vieles offiziell nicht wieder und meist ist es einfach safety first.
Im Falle der Radmuttern ist der Grund der Sicherungsrand, da du ihn bereits eingeschlagen hast. Wenn du aber eine andere Stelle verwendest, in dem du sie einfach über die Seiten tauschst wie RX-7 erwähnte, dann ist daran gar nichts auszusetzen.
Hin und wieder darf man die Kirche gern im Dorf lassen. So eine Mutter geht durchs Festziehen nicht kaputt und hier wird gern völlig übertrieben. Ist wie mit selbstsichernden Muttern, die darfst du auch nur einmal verwenden. In der Realität lässt das Losbrechmoment aber kaum nach, du musst die schon wirklich oft wiederverwenden.
Quelle: Viele Materialversuche auf Arbeit im Zuge der Qualitätssicherung wann Schrauben/Muttern/Sicherungselemente getauscht werden müssen und wann wiederverwendet werden können. Und das auf Standards für Produkte die in der Antriebstechnik für Marine und Energieversorgung so wie Bahnnetzversorgung verwendet werden (hier ist eine extrem hohe Verfügbarkeit verlangt).
Ist halt das gleiche wie mit dem Drehmoment. Eigentlich ist es ziemlich unsicher nach dem Drehmoment zu gehen, aber es ist für den Otto-Normalo die narrensicherste Methode, die er nutzen kann. Dabei ist der Anpressdruck den der Schraubenkopf ausübt das entscheidende und hier unterscheidet sich schnell das Drehmoment je nach Zustand der Schraube oder des Gewindes (Oxidation, Abnutzung, gefettet/nicht gefettet). Die Angaben im WHB beziehen sich dabei auch immer auf einen neuwertigen Zustand der Schraube.
Wenn man also wirklich so sehr auf Nummer sicher gehen will darf man keine Schrauben wiederverwenden. Und auch nicht fetten, da man hier das Verhältnis aus Drehmoment und Zugkraft schnell um Faktor 2 verändert.
Soll heißen, dass eine identische Schraube bei gleichem Drehmoment gefettet realistisch die zweifache Zugkraft aushalten muss und damit viel größer belastet wird bzw das Material darunter viel stärker gestaucht wird, was zur Ermüdung und brechen führen kann.
Macht in der Realität aber niemand.
Zusätzlich kann man sich mal die Frage stellen, wenn eine Schraube per Hand nicht mehr drehbar ist, weil sie zu festsitzt, obwohl kein Anpressdruck mehr vorhanden ist. Wie viel wird wohl von deinem Drehmoment noch als Anpressdruck am Schraubenkopf ankommen? Du kannst die mit 50Nm anziehen, im Vergleich zu einer neuen Schraube hat sie dann aber eher einen Anpressdruck als würdest du die neue mit 20-30Nm anziehen. Der Rest geht in die Reibung der Oberfläche im Gewinde.