Türschloss-Beifahrerseite warten

Artikel, Anleitungen, Hilfestellungen

Türschloss-Beifahrerseite warten

Beitragvon Kampfkuchen » So 4. Jan 2015, 04:51

Vorwort:

Ich werde mal den Anfang machen (schließlich habe ich auch gebrüllt, ich will eine Rubrik für Tutorials und How-To's haben :D ) und ein gerade passendes Thema verfassen.

Es passt gerade, da ich die "neuen" Schlösser von Zatscha am Start habe, sie jetzt schon einmal überarbeiten kann und so das Auto nicht ohne Schlösser rumstehen muss.
Außerdem ist das wohl ein sehr verbreitetes Thema, gerade bei einem Auto ohne Funkfernbedienung sind die Türschlösser ja wahnsinnigem Verschleiß ausgesetzt.

Ich werde auch noch etwas über das Fahrerschloss posten, das kommt aber erst später. Zum Einen habe ich die Fahrerseite schon vorher überholt, zum Anderen ist mein jetziges Schloss viel ausgelutschter und damit deutlich interessanter. Die hier beschriebene Vorgehensweise kann natürlich auch beim Fahrertürschloss angewandt werden.

Das hier gezeigte Schloss ist aus einem '96er Mazda 626 GE

Vorbereitung:

Ich benutze im Grunde nur Grundwerkzeug (Zange, Pinzette, Schraubendreher, Tücher, kleines Behältnis), Caramba 70 (WD40 Pendant von Caramba, es gibt keinen besonderen Grund, warum ich Caramba 70 statt WD 40 nutze, es war halt im Angebot) und Graphit-Spray.

Das Schloss:

Bild

Bild

In meinem Fall ist der Grund für ein etwas hakendes Schloss das alte Schmiermittel. Es ist trocken und verklumpt, ähnlich konsistent wie Kreide und stört ein vernünftiges Gleiten der Stifte und des Zylinders. Die wohl häufigste und typische Problematik.

Zerlegen:

Ich habe bei mir zuerst den Sicherungsring auf der Rückseite des Schlosses entfernt, der den Bügel für den Schließmechanismus der Tür führt.

Bild

Verbaut ist ein E-Ring, dieser ist auf einer Seite offen und kann entweder an seinen Seiten herausgedrückt oder an den zwei Einbuchtungen mit einem dünnen Werkzeug herausgezogen werden.

E-Ring:

Bild

Ich habe ihn vorsichtig mit einem kleinem Schlitzschraubendreher herausgezogen.

Anschließend muss der Bügel, darunter die Federscheibe für den Bügel und dann die Feder für die Drehung des Schließzylinders runter.

Bild

Wenn das geschafft ist, kommt die Blende vorn ab. Diese ist mit einer Einkerbung am Zylindergehäuse festgeklemmt:

Bild

Vorsichtig mit einem flachen Werkzeug drunter und hochschieben. Nun noch die eingeclipste Blende abnehmen, danach sollte es so aussehen:

Bild

Achtung, unter der Blende befindet sich eine Feder!

Damit sich das Schloss beim Rausnehmen des Zylinders nicht in alle Einzelteile auflöst steckt ihr besser den Schlüssel ins Schloss:

Bild

Achtung, die Einzelteile sind nicht befestigt, sie liegen nur im Zylinder! Auch hier befinden sich unter jedem Stift / jeder Scheibe eine kleine Feder! Unbedingt aufpassen, ohne diese Federn funktioniert das Schloss am Ende nicht mehr richtig!

Nun könnt ihr von hinten einfach den Zylinder, in dem der Schlüssel steckt, vorsichtig aus dem Gehäuse drücken und habt nun das in der Hand:

Bild

Achtung: Jeder Stift hat seinen eigenen Platz! Sie haben Nummern, schreibt sie euch mit Position auf! Vertauscht ihr sie, passt der Schlüssel nicht mehr! Desweiteren befindet sich in jedem Schaft eine Feder!

Bild

Bild

Mein Tipp: Nehmt den Schlüssel immer nur so weit aus dem Zylinder, dass ihr einen der Stifte/Scheiben rausnehmen könnt. Schreibt euch die Nummer darauf inklusive der Position auf und achtet dabei auch auf oben und unten.

Reinigung:

Ich habe das ganze einfach in eine Airwick-Kaugummipackung gegeben und eine gute Portion Caramba 70 draufgesprüht. Hiebei gibt es sicherlich andere oder gar bessere Methoden die Einzelteile zu reinigen, jedoch fand ich das ganz gut. Ich habe mich bewusst gegen Bremsenreiniger entschieden, aufgrund der reinigenden und schützenden Eigenschaft von Caramba 70.

Bild

Danach hab ich es verschlossen und etwas geschüttelt, damit es sich auch gut verteilt und überall benetzt ist.

Nach einer gewissen Zeit sollten sich die Teile ganz einfach reinigen lassen, man kann auch mit der Bürste noch etwas nachhelfen. Mit Drahtbürsten würde ich nur arbeiten, wenn wirklich Korrosion zu sehen ist, damit wird letztendlich das Material beschädigt (wenn auch nur leicht) und ggf. der Weg für erneute Korrosion erleichtert.
Bei mir war das einzige Teil, welches ich wirklich bürsten musste der Bügel für den Schließmechanismus. Diesen werde ich dann nachträglich auch nochmal mit Zink-Spray versiegeln.

Alles wieder raus:
Bild

Bild

Die einzelnen Teile mit einem Putz- oder Papiertuch säubern, sodass möglichst keine - besonders die groben - Verschmutzungen von dem alten Schmiermittel mehr vorhanden sind. Besonders bei den Stiften sollten diese weg sein, wenn ihr nicht so gut in den Zylinder kommt, ist das kein Beinbruch. Den Rest erledigt dort eben die Reibung.

Zusammenbau:

Leider habe ich vom Einbau der Stifte keine Fotos gemacht... Darum muss ich das wohl in Worten erklären.

Im Prinzip läuft das genau umgekehrt ab. Ich habe mir die Stifte und Federn zurecht gelegt, wieder den Schlüssel zur Hilfe genommen und immer ein Stück weit reingesteckt, sodass die Stifte nicht raus fallen können, wenn man den nächsten reinsteckt. Die Federn immer erst dann reinstecken, wenn ihr auch den Stift reinsteckt! Nicht, dass ihr beim Wenden dann eine Feder verliert.

Nun sollten alle Stifte (wenn der Schlüssel steckt) möglichst eben zum Zylinder sitzen. Wenn ihr den Zylinder nun in das Gehäuse steckt, muss er sich leichtgängig drehen lassen. Lässt er sich nicht drehen, habt ihr vermutlich Stifte vertauscht... Dann heißt es entweder nochmal überprüfen oder ausprobieren, bis es passt.

Ihr könnt nun schonmal etwas Graphit-Spray auf das Innenleben sprühen. Solltet ihr keins haben und auch keines besorgen wollen, nehmt ein Universalöl wie Caramba 70/WD 40. Hier scheiden sich jedoch die Geister, die einen meinen es sei kein Problem, die anderen sagen alles andere als Graphit-Spray sei Unsinn. Ich persönlich nutze wirklich sehr ungern WD40 bei Schlössern, da es an vielen Ecken einfach nicht empfohlen wird. Und Graphit-Spray nicht die Welt kostet.

Wenn der Zylinder im Gehäuse ist, könnt ihr vorsichtig den Schlüssel raus ziehen, dabei am besten den Zylinder festhalten.

Der Zylinder kann immer noch raus fallen !

Am besten macht es sich wohl, wenn ihr das Schloss nun mit der Vorderseite auf den Tisch stellt.

Als nächstes kommt die Feder für die Drehbewegung des Schlosses rein, ich habe sie vorher mit etwas Langzeitfett eingefettet, um Korrosionen und Verschleiß etwas vorzubeugen.

Darauf kommt die Federscheibe:

Bild

Darauf der Bügel und die E-Scheibe, alles eben rückwärts.

Ab hier wird es etwas fummelig... Zuerst muss die kleine Feder in die Aussparung:

Bild

Darauf kommt die kleine Kunststoffklappe, mit der Riffelseite nach innen. Nun vorsichtig die innere Blende in die Löcher, ihr könnt die Halter an der Blende etwas zusammen biegen, damit es von allein hält, das hilft sehr bei der äußeren Blende. Ich habe nun einfach vorsichtig die innere Blende drauf gehalten und mit einem dünnem Schraubendreher die Kunststoffklappe in die Führung gedrückt.
Danach die äußere Blende wieder drauf und fertig.

Bild


Ich hoffe das How-To ist so in Ordnung und nicht zu undetailiert. Anregungen, Kritik und Fragen sind natürlich willkommen und werden für das nächste Mal berücksichtigt ;)

Natürlich übernehme ich keine Haftung für irgendwelche Schäden oder Probleme, der Beitrag dient nur der Orientierung.
Benutzeravatar
Kampfkuchen
 
Beiträge: 3489
Registriert: Do 8. Aug 2013, 16:22
Wohnort: Berlin
Modell: '93 626 GE 24V 2.5i
Postleitzahl: 12105
Land: Deutschland

Re: Türschloss-Beifahrerseite warten

Beitragvon Zatscha626 » So 4. Jan 2015, 08:04

Super Erklärung ;)
BildBildBildBildBildBild
Benutzeravatar
Zatscha626
 
Beiträge: 453
Registriert: Fr 24. Okt 2014, 17:40
Wohnort: Erkelenz
Modell: 626 GE 2,5i V6
Postleitzahl: 41812
Land: Deutschland


Zurück zu Wissensdatenbank

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste