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Mister Zuverlässig
Von Oliver Lauter
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Im Herbst 2002 beendet Mazda mit dem Verkaufsbeginn des Modells 6 eine Ära, die fast 30 Jahre gedauert und mehrere Modellgenerationen umfasst hat: die seines Mittelklassemodells 626. Wie sein zunächst heck-, dann frontgetriebener Vorgänger ist der Mazda 6 zwischen seinen Konzernbrüdern 323 und Xedos 9 in der unteren Mittelklasse angesiedelt. Dort soll er nach dem Wunsch der Autobauer aus Hiroshima vor allem den Ruf als zuverlässiges Alltagsfahrzeug festigen, den sein Vorgänger namens 626 sich über viele Jahre erworben hat.
Hoch in der Käufergunst steht bei den Kunden von Beginn der frontgetriebenen 626-Produktion in den frühen 80er Jahren an der Zwoliter mit 115 PS. Für den Alltagsgebrauch reicht aber auch die kleinere Motorisierung mit 90 PS aus. Die 75 PS schwache Basisvariante hingegen hat mit dem deutlich über eine Tonne schweren 626 ihre liebe Mühe. Spitzenmodell dieser Baureihe ist in den neunziger Jahren der seltene Sechszylinder mit 2,5 Litern Hubraum und 163 Samuraipferdchen unter der flachen Haube. Die bescheren ihrem Besitzer zwar einigen Fahrspaß – allerdings um den Preis entsprechender Zuschläge bei der Versicherungsrechnung und an der Zapfsäule. Außerdem räumt für eine doch recht bieder wirkende Mazda Limousine kaum jemand die linke Spur. Gebraucht sind die durstigen Sechszylinder-Versionen nur mit hohen Nachlässen abzusetzen.
Sparsamster Vertreter der 626-Baureihe ist der Selbstzünder, der seit den frühen 90er Jahren angeboten wird. Mit zwei Litern Hubraum war er zunächst als Saugdiesel mit 75 PS im Programm, ab 1998 brachte ein Turbolader zusätzliche 25 Pferde. Beide Diesel laufen ziemlich rau und lassen weder Umgebung noch Passagiere rein akustisch über ihr Funktionsprinzip im Unklaren.
Motoren und Getriebe sind seit Jahren ohne jeden Tadel. Radaufhängungen und Lenkungsteile erweisen sich als vorbildhaft stabil. Lediglich die Antriebswellen der älteren Modellreihen werden mit der Zeit anfällig. Das zunächst etwas unausgewogene Fahrwerk gilt spätestens seit 1997 als sicher und das Fahrverhalten als gutmütig.
Karosserie und Innenraum
Ein aufregendes Design kann man den Mazda 626 Modellen während ihrer gesamten Produktionszeit nicht nachsagen. Das gilt sowohl für die viertürige Stufenheckversion wie auch für das fünftürige Fließheck und den stets fünftürigen Kombi, der im Jahr 1992 sogar einen kompletten Modellwechsel „verschlafen“ hat und so weitgehend unverändert fast zehn Jahre lang im Programm blieb. Der 626 verfügt in seiner jeweils aktuellen Baureihe stets über eine unauffällige Karosserieform und einen ebensolchen den Innenraum, in dem über lange Zeit Tristesse in Kunststoff dominiert. Die äußeren Abmaße sind mit jeder Generation ein wenig gewachsen, was nicht jedes Mal gleichbedeutend mit mehr Platz im Innenraum war.
Fazit
Die Entwicklungsingenieure bei Mazda haben mit dem viertürigen Schlafaugen-Coupé 323F, dem MX-5 und diversen wankelgetriebenen Coupés gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind, unverwechselbare Fahrzeuge zu bauen. Beim 626 ist davon nichts zu merken – seine Stärken liegen auf anderen Gebieten. So steht der Mittelklasse-Vertreter von Mazda seit vielen Jahren mit an der Spitze in puncto Zuverlässigkeit. Auftretende Störungen wie undichte Kupplungshydrauliken und reißfreudige Zahnriemen haben die Japaner stets nach kurzer Zeit ausgemerzt. Lediglich im Kapitel Bremsen holt sich der 626 unnötige Minuspunkte: Die Leitungen korrodieren rasch, die Scheibe verschleißen früh, und die Wirkung der Handbremse lässt ab dem fünften Jahr überdurchschnittlich häufig zu wünschen übrig.
Der Markt
Das Mittelklassemodell von Mazda gilt seit vielen Jahren bei kostenbewussten Neuwagenkäufern als wirtschaftlich interessante Alternative zu Opel Vectra oder VW Passat. Die im allgemeinen hohe Zuverlässigkeit des Modells aus Hiroshima trägt sicherlich zu seiner Beliebtheit bei. Entsprechend gut ist die Verfügbarkeit auch auf dem Gebrauchtmarkt. Vor allem die Modelle der jüngst abgelösten letzten 626-Generation glänzen auch mit üppigen Sicherheits-Features wie ABS uns Sidebags. ESP war hingegen nicht serienmässig an Bord. Bei den etwas knurrigen Vierzylndern ist der Zweiliter mit 115 PS den schwächeren Varianten vorzuziehen. Ein Diesel ist eine wirtschaftliche Alternative und in der Anschaffung nicht wesentlich teurer. Bei den Betriebkosten kann das anders aussehen: Die Versionen bis Modelljahr 2001 erfüllen allerdings maximal die Euro2-Norm.