Kampfkuchens flotte Lutzi

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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon Kampfkuchen » So 14. Aug 2022, 09:38

Neben der flotten blauen Lutzi kam noch eine sehr flotte silberne Lutzi dazu...

Das ist sie. Gleiches Modell, doppelter Hubraum. Eine Suzuki Bandit 1200 (GSF1200), Modell WVA9. Baujahr 2005.
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Ein näherer Arbeitskollege hat sich nach 15 Jahren mal eine neue Maschine holen wollen und mich gefragt, da ich die 600er habe, ob ich die als Ersatzteilspender haben möchte.
Der Zustand ist durchwachsen - von "oh das ist ja in Top-Zustand" bis zu "Wie kann DAS passieren?"

Einiges schreibe ich der Laufleistung zu, die sagenumwobene 117.000km beträgt! - Aber andere Sachen unterliegen eher der Alterung und da meine blaue Bj 2003 ist und in diesen Punkten deutlich besser dasteht weiß ich nicht wie das kommt. Vermutlich hat sie bei ihm einfach immer Sonne abbekommen, was bei der blauen dann nicht der Fall war.

Man merkt hier, dass es sich um ein etwas anderes Kaliber handelt...
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Hier mal ein paar Eindrücke von Problemen:

Die Gabelsimmerringe sind ziemlich porös
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Leider rosten die Standrohre auf der Lauffläche:
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Hier muss ich definitiv was tun, ich hab die Pickel entfernt aber es sind bereits Krater im Chrom. Kann man jetzt ignorieren, aber die Gefahr ist hierbei, dass die Gabelsimmerringe irgendwann kaputt sind, wenn sie über die Krater schrubben. Allerdings ist das soweit oben, dass die eigentlich nur bei einer Gefahrenbremsung dort rüberrutschen - muss man abwägen ob die Gefahr nun zu hoch ist. Aber das kommt alles später.

Hier jetzt noch ein paar unkritische Sachen, die nur unschön sind, bevor ich zum eigentlichen Knaller komme:

Scheibe vergilbt mit Spannungsrissen
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Rahmen hat leichten Rost, aber alles nur oberflächig und nicht so schlimm, da sie eh lackiert wird
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Der Auspuff war durch, klang besser als ein Sportauspuff aber hat schon genervt wie sau:
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Rost an den Krümmerhaltern:
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Das ist nur ein optisches Makel, nervt mich aber am meisten, da man diese dummen Halter nicht mal eben runternehmen kann. Vorn am Krümmer ist ein T-Flansch, der scheinbar aufgeschweißt ist. Damit kann man die nicht runternehmen....

Nun noch ein bisschen Nonsens vor dem eigentlichen Problem:
Man kann das Ventilspiel einstellen in dem man den Vierkant mit einer Spitzzange hält, während man die Kontermutter festzieht. Das geht mal.. Aber nervt. Beim ersten Mal hab ich es so gemacht, aber es war kacke. Beim zweiten Mal (Grund folgt unten) hab ich dann Geld für das originale Suzuki-Werkzeug hingeschmissen (und ja es hat sich total gelohnt), außerdem ist es sehr hübsch:
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Ein Gimmick konnte ich diesmal nicht sein lassen...
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Was mich am meisten fasziniert hat war aber, dass die Plaketten transparent sind...
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Nun zum eigentlichen Problem: Der Motor.

117.000km für ein Motorrad sind ein ordentliches Stück, aber er war absolut kein Heizer und n 1,2l Motor auf einer 230kg Maschine ist damit nicht gerade Opfer des "Downsizing".
Auf die Frage wann das Ventilspiel das letzte Mal eingestellt wurde hatte er mich ziemlich fragend angeguckt, was mich schon hat... Zweifeln lassen.

Nachdem ich angefangen habe ein bisschen die optischen Belange zu verbessern und der Motor eigentlich im Winter drankommen sollte, hat mir die schlechte Laufruhe aber dennoch zu sehr Angst gemacht und ich hab mal den Deckel runtergenommen um zu schauen wie denn die Steuerkette aussieht. Dabei hab ich dann gleich mal das Ventilspiel eingestellt.
Deckel runter erblickt mich die Einlassnockenwelle, bei der ich mir schon denken konnte was los ist...

Die gesamte Einlassnockenwelle hat Pitting und Schleifspuren. Ob die Nockenwellen noch zu retten sind... Sieht mir aus als wäre die Nitrierung schon durch. Also müssen neue her, aber ob sich das bei dem Motor noch lohnt muss ich dann erst bei der Revision feststellen.
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Was ist nun gewesen? Ventilspiel nie eingestellt -> kein Ventilspiel mehr da. Und ja, man sollte meinen es wird mit der Zeit größer aber nein! Die Ventilsitze schleifen sich mit der Zeit ab, damit rutscht das Ventil immer weiter nach oben und das Spiel sinkt!
Was sind die Folgen davon? Überlastung der Nockenwelle (kann zu Pitting und einschleifen führen, siehe Bilder), die Ventile schließen nicht mehr richtig und verkoken oder verbrennen im schlimmsten Falle sogar bis hin zum kapitalen Motorschaden.
Also immer schön Ventilspiel prüfen lassen (sofern keine Hydros).
Er hat sie übrigens mit ungefähr 20tkm gekauft. Das heißt das Ventilspiel wurde vermutlich seit 97tkm nicht überprüft. Suzuki schreibt alle 12tkm vor.
Anschließend hab ich mal eine Kompressionsprüfung gemacht. 7bar, von 12-14 die sie haben sollte. Grund: Auslassventile sind alle undicht. Hier wird es spannend... Verkokt oder verbrannt?
Ich hatte dann ein Klackern festgestellt wie von einem Ventil und später noch Mal eingestellt, allerdings war alles soweit ok. Hatte die Sorge, dass ich was vergessen habe festzuziehen. Das Problem ist: Das Klackern kommt, wenn sie warm ist und ist nach wie vor da. Bin noch unsicher um was es sich hierbei handelt.

Das alles gab mir Anlass nach einem Austauschmotor zu suchen. Ich bin auch recht schnell fündig geworden. Da ich speziell nach einem defekten Motor gesucht habe, war auch noch was sehr günstiges dabei. Ein Motor mit 27.000km und "lief sehr rau, Rost im Zylinder".
Da es mir eigentlich eher um das Schlachten ging war mir das dann egal.

As der Motor ankam war ich doch am Zweifeln was er meinen könnte... Das Teil sieht exorbitant gut aus, als wäre er gerade eingefahren worden.

Allerdings frage ich mich immer was die Leute so beim Kettenwechsel machen, macht niemand diesen dummen Deckel sauber? Als ich den Deckel bei der Silbernen rutnergenommen habe war sogar schon eine Aussparung des Ritzels und der Kette im Dreck zu erkennen.. Und dann wundern warum das Kettenkit nur 10tkm hält, wenn es die ganze Zeit am Dreck schmirgelt :roll:
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Motor gespalten:
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Zylinderkopf runter und: Tatsächlich Rost in Zylinder 2. Was ich hier mache werde ich mal sehen... Mit dem Finger ist es nicht zu erfühlen, aber er lief ja angeblich sehr rau... Muss also einen Effekt haben. Der restliche Motor ist aber in einem so Top-Zustand, dass ich ihn eigentlich nicht schlachten will, sondern eher schauen werde, dass ich den aufbaue, bei mir reinsetze und dann ganz in Ruhe den alten Motor revidiere. Und ja, es muss der alte sein denn ich glaube einige werden verstehen Original > geringe Laufleistung. Außerdem wer hat schon ein Motorrad mit 117.000km runter :mrgreen:
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Aber immerhin sehen Spiegel und Scheibe wieder gut aus:
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Es ist zwar ein Motorrad, aber mir geht es hier eigentlich eher um die Motorrevision. Falls das Interesse ausreichend ist, werde ich das dann hier wie beim GE schon dokumentieren. Denke die Technik steht da ohnehin im Vordergrund.
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon MarS » So 14. Aug 2022, 09:53

Coole Sache und sehr interessant ....und wieder mal ein gutes Beispiel von "einfach nur gefahren",auch wenn die Laufleistung dafür beachtlich ist
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon Kampfkuchen » Fr 12. Mai 2023, 09:33

Die 600er hatte über den Winter wohl etwas mehr Wasser gezogen...

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Da ich auf Pri geschaltet hatte (was wirklich dumm war) haben die Vergaser schön die Suppe von unten bekommen, gut es wurde gefiltert, aber es war eben zum Großteil Wasser.

Das war am Ende noch an Wasser drin:
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Nach dem Ablassen:
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Erstmal 85%ige Phosphorsäure rein...
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Ergebnis nach 20 Minuten:
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Die schwarzen kleinen Flecken sind schwimmender Dreck. Das konnte ich anschließend mit heißem Wasser spülen und habe dann mit dem Föhn die Feuchtigkeit möglichst schnell beseitigt um Flugrost zu verhindern. Danach kam Fertan 2K Tankversiegelung rein.
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon MarS » So 14. Mai 2023, 08:03

Ich find das Ergebnis beeindruckend,kann man sich mal merken,klappt sicherlich auch bei anderen Dingen.
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon Kampfkuchen » So 14. Mai 2023, 09:32

Bin auch begeistert, vorallem ging das wirklich schnell.

Worauf man nur aufpassen muss ist, dass sich kleine Eisenpartikel lösen, wenn man nicht richtig gründlich spült und schnell trocknet hat man jede Menge Flugrost.
Ich hab danach noch eine zweite Runde für ca. 10 Minuten gestartet und anschließend mit heißem Wasser gespült und mit einem Föhn warme Luft in die Tanköffnung gepustet und immer mal wieder den Tank geschwenkt.
So war er in ~5 Minuten trocken und ich hatte keinen Flugrost.
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon MarS » So 14. Mai 2023, 10:54

Das ist beim Essig auch so,wenn du da nicht gleich neutralisierst,kommt Flugrost
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon Mazda RX-7 SA » Mo 15. Mai 2023, 12:05

Wie man sieht, hat das sehr gut funktioniert!
Wenn man die Phosphorsäure nicht bekommt, kann man Pelox RE nehmen. Ist auch auf Phosphorsäure-Basis.
https://www.korrosionsschutz-depot.de/r ... rner-250-g
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Re: Kampfkuchens flotte Lutzi

Beitragvon commander_keen » Mo 15. Mai 2023, 17:19

Danke für den Tipp.
Bild - "A lot of people couldn't tell you what a 626 looks like, but when they see it they think it looks smart."
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